Freundeskreis Sayner Hütte mit neuem Vorstand
Professor Ingeborg Henzler zur Vorsitzenden gewählt.
Zur diesjährigen Mitgliederversammlung des Freundeskreises Sayner Hütte e.V. lag eine umfangreiche Tagesordnung an. Zu Beginn gedachten die Anwesenden der verstorbenen Mitglieder. Der amtierende Vorsitzende Sascha Schoblocher und Stellvertreterin Dr. Ute Stuhlträger-Fatehpour würdigten deren Verdienste und den ehrenamtlichen Einsatz. Insbesondere gedachte die Versammlung dem Geschäftsführer des Vereins, Jochen Schmidt, der erst kürzlich ganz plötzlich gestorben war.
Einen Überblick über die inzwischen ausgeführten Sanierungs- und Bautätigkeiten auf dem Denkmalgelände gab Werner Prümm, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Stadtverwaltung Bendorf. Er erläuterte, dass die letzte Maßnahme mit einer Verlegung des geplanten Standortes des neuen Fahrstuhls neben dem Arkadengebäude verbunden war. Diese sei notwendig geworden, nachdem bei Grabungen am geplanten Platz wichtige historische Funde festgestellt wurden, die zum Verständnis der Wassertechnik auf der Sayner Hütte dienen.
Der Masterplan für die Sayner Hütte sehe nach Abschluss derzeit noch laufender Arbeiten eine Reihe weiterer Investitionsmaßnahmen vor, so z.B. Innenausbau des Gebäudes Sayner Hütte 6, die Ertüchtigung des Kellers der Gießhalle, die Einbeziehung und Sanierung des ehemaligen Haupteingangs zum Hüttengelände hinter den Adlertoren, die Restaurierung der Saynbachbrücke, das Turbinenhaus sowie Gestaltungs- und Restaurierungsarbeiten im Außenbereich. Für diese Maßnahmen gab es eine Kostenschätzung, die sich im Jahr 2023 auf etwa 7,2 Mio Euro belief. Durch die enorme Baupreisentwicklung von rund 39 % muss derzeit mit einem Investitionsvolumen von rund 10 Mio Euro gerechnet werden. Da die bisherigen Förderungen abgeschlossen sind, ist die Frage der noch ausstehenden Sanierungsschritte neu zu diskutieren und auszurichten.
Dietrich Schabow und Dr. Manfred Rünnenburger erinnern daran, dass das Thema Dammgrube in der Gießhalle und die Bedeutung der einzigartigen technischen Vorrichtung der Fischbauchträger nicht in den Hintergrund geraten dürfe. Hierdurch seien wesentliche Voraussetzungen für das Funktionieren der Arbeitsabläufe in der Gießhalle erklärbar.
Diskutiert wurde auch das Thema „ehemaliges Krupp’sche Erholungsheim an der Koblenz-Olper-Straße“. Das sehr sanierungsbedürftige Gebäude im Eigentum der Stadt Bendorf soll im Rahmen einer Konzeptvergabe einer neuen Nutzung zugeführt werden. Dieses Vorhaben führte zu einer kontroversen Diskussion über den Umgang mit dem Gebäude aus der „Krupp’schen Zeit“ der Sayner Hütte.
Dr. Björn Rodday, seit August 2023 Geschäftsführer der Stiftung Sayner Hütte, informierte über das Veranstaltungsprogramm auf dem Denkmalareal. Dabei bedankte er sich für die gute und unterstützende Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus dem Freundeskreis. Besonderen Wert legt Rodday auf die Stärkung der Zusammenarbeit im Kulturpark Sayn. Die Verknüpfung von Denkmälern, Sehenswürdigkeiten und Kultureinrichtungen sei dafür eine wichtige Voraussetzung.
Vorsitzender Sascha Schoblocher betonte in seinem Geschäftsbericht besonders das 20jährige Bestehen des Freundeskreises, das 2023 mit einem Festakt begangen wurde. Neben der Hilfe bei der Durchführung von Veranstaltungen habe der Freundeskreis auch immer wieder finanzielle Beiträge geleistet. 12.500 Euro wurden aus Spendengeldern und Mitgliedsbeiträgen für die Spezialanfertigung einer Türe im der Gießhalle bereitgestellt. Ebenso wurden Arbeiten im Turbinenhaus finanziell gefördert.
Im Gedenken an den langjährigen Berater Professor Dr. Karl Ganser ließ der Freundeskreis eine Gedenktafel an der Gießhalle anbringen.
Dass die Sayner Hütte bei der Saison-Eröffnung 2024 zum ERIH (Europäische Route der Industriekultur) – Ankerpunkt ernannt wurde, zeige welche Bedeutung dem herausragenden Zeugnis der Industriekultur auf europäischer Ebene zukommt. Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig, ehemaliger Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, überreichte die Auszeichnung. Die Sayner Hütte ist der einzige Ankerpunkt in Rheinland-Pfalz.
Foto: Stellvertr. Vorsitzende, Dr. Ute Stuhlträger-Fatehpour dankt Sascha Schoblocher
Abschließend erklärte Schoblocher, dass es ihm aus beruflichen Gründen leider nicht möglich sei, erneut für den Vorsitz zu kandidieren. Er habe dieses Amt mit großer Freude ausgeübt und bedauere sehr, es aufgeben zu müssen.
Die stellvertretende Vorsitzende, Dr. Ute Stuhlträger-Fatehpour, Bürgermeister Christoph Mohr und Stiftungs-Geschäftsführer Dr. Björn Rodday, dankten Sascha Schoblocher für seinen steten Einsatz und die hervorragende Zusammenarbeit. Sie freuten sich, dass er dem Freundeskreis auf jeden Fall als Beisitzer im Vorstand erhalten bleibt.
Unter der Versammlungsleitung von Bürgermeister Christoph Mohr wurden die Berichte des Schatzmeisters und der Kassenprüfer vorgetragen. Dem Vorstand wurde Entlastung erteilt.
Mit großer Einstimmigkeit wählte die Mitgliederversammlung sodann Prof, Ingeborg Henzler zur neuen Vorsitzenden.
Foto: neue Vorsitzende Prof. Ingeborg Henzler
Ingeborg Henzler engagiert sich als Saynerin seit Langem auch für die Erhaltung und Entwicklung der Denkmallandschaft zwischen Abtei, Schloss und Sayner Hütte. Als „Mittlerin“ zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur will sie sich für ein enges Zusammenwirken zwischen Freundeskreis, Stiftung und Stiftern einsetzen. Sie betonte das enorme Engagement der Menschen, die vor über 20 Jahren beschlossen, sich tatkräftig und nachhaltig dafür einzusetzen, dass die Sayner Hütte von der öffentlichen Hand übernommen und ihr die gebührende Wertschätzung als herausragendes Zeichen der gusseisernen Industriealisierungszeit zuteil wird: es gehe darum, in der Sayner Hütte nicht eine Last zu sehen, sondern die Lust zu fördern, einen Standort mit großer Geschichte in die Zukunft weiterzuentwickeln.